Das Vorgehen bei der Bestandsbetreuung

Grundsätzlich gilt: Das Reagieren auf Notfälle soll vermieden werden. Stattdessen soll im Voraus geplant und gehandelt werden um die Häufigkeit von Störungen und Erkrankungen zu verringern. Das Vorgehen bei der Bestandsbetreuung oder der Integrierten Tierärztlichen Bestandsbetreuung (ITB) kann nach folgenden Punkten gegliedert werden:

Strategisches Vorgehen

  1. Status Quo
    Für die Erhebung des Status quo ist es notwendig, dass Sie einen Erhebungsbogen für den Betrieb anfertigen. Diese Checkliste sollte Fragen zu wichtigen Betriebsdaten, zur Fütterung und zu den Problemen im Betrieb enthalten. Zusätzlich benötigen Sie die Stammdaten und Bewegungsdaten der im Betrieb vorhandenen Tiere. Ein Erhebungsbogen steht Ihnen unter Einführung à Tools zur Verfügung.

    Eine Checkliste, ob der Betrieb für den strategischen Hormoneinsatz in Frage kommt, steht unter Tools zur Verfügung.

    “Die sorgfältige klinische Untersuchung ist die Grundlage jeden Tierärztlichen Handelns. ” (R. Götze)

    Dabei kann die Untersuchungseinheit nicht nur das Einzeltier sondern auch der Bestand sein.
  2. Ziele des Landwirtes
    Die Ziele der von Ihnen betreuten Landwirte sind individuell unterschiedlich. Grundsätzlich steht die Gesundheit der Tiere im Vordergrund. Klären Sie, wo die Schwerpunkte des Landwirtes liegen. Geht es darum, eine Leistung zu erhöhen, Verluste zu reduzieren, das Familieneinkommen zu steigern oder die Lebensqualität zu verbessern?
  3. Strategie
    Sie erarbeiten mit dem Betriebsleiter zusammen eine Strategie , mit der die gesetzten Ziele erreicht werden. Dafür werden spezifische Maßnahmen erarbeitet und aufgeschrieben. Zum Beispiel soll die Zwischenkalbezeit von 15 auf 14 Monate reduziert werden. Dazu muss die Brunstnutzungsrate erhöht werden. Als Maßnahme wird eine Brunstbeobachtung von dreimal täglich für jeweils 20 Minuten bei Stallruhe ergriffen.
  4. Umsetzung
    Die Umsetzung beinhaltet alle Aktivitäten und Maßnahmen, die von Ihnen und vom Landwirt durchgeführt werden, um das gesteckte Ziel zu erreichen. Als betreuender Tierarzt müssen Sie regelmäßig den Betrieb aufsuchen, die neuen Betriebs-, Herden- und Tierdaten überprüfen, Tiere untersuchen und ggf. behandeln. Untersuchungen sind aber nur dann zu rechtfertigen, wenn die Ergebnisse bei abweichenden Befunden auch zu einer konkreten Maßnahme d.h. Therapie führen (Konsequenzprinzip der Bestandsbetreuung). Zum Beispiel macht es in der Regel keinen Sinn, alle Kühe im Rahmen einer frühen Puerperalkontrolle (20.-26. Tag) zu untersuchen aber nur einzelne Tiere dann auch konsequent zu behandeln.
  5. Kontrolle
    Als Bestandsbetreuer kontrollieren Sie das bisher Erreichte und vergleichen den “Istwer” mit den Zielvorgaben (“Sollwert“). Dieses Monitoring muß regelmäßig und konstant erfolgen. Weichen die Zwischenergebnisse vom Weg ab, müssen Sie die Strategie und Maßnahmen überprüfen und anpassen. Machen Sie sich klar, dass in der Biologie Regelkreise nur deshalb funktionieren, weil ständig geregelt und gegengeregelt (=kontrolliert) wird.

Wer übernimmt welche Aufgaben?
In der Bestandsbetreuung ist die intensive Zusammenarbeit zwischen Ihnen und dem Landwirt Voraussetzung für das Gelingen. Sie sollten aber genau festlegen, für welche Aufgaben Sie als Tierarzt zuständig sind und welche Aufgaben in den Arbeitsbereich des Landwirtes fallen.

Beispiel

Tierarzt
Ihre Aufgabe als Tierarzt ist es, Schwachstellen im Management oder bei der Gesundheit der Kühe aufzudecken und zu beheben. Meistens hängen diese zusammen. Zu Ihren Aufgaben gehören alle Untersuchungen und Interventionen mit der dazu gehörigen Dokumentation. Die Planung und

Überwachung von Programmen und Strategien sowie die Spezifikation von Maßnahmen ist ebenfalls Ihre Sache. Auch müssen Sie motivieren und schulen können. Die Bestandsbetreuung bietet Ihnen eine Fülle von neuen Aufgabengebieten, die zunächst gar nicht erkennbar ist.

Landwirt
Der Landwirt übernimmt alle Aufgaben, die direkt mit dem Betriebsmanagement zusammenhängen. Zu seinem Tagesgeschäft gehören neben der Versorgung der Tiere (u.a. füttern, melken, misten) die Identifikation aller Tiere, die Pflege der Bewegungsdaten und Routineauswertungen wie Berechnung der durchschnittlichen abgelieferten Milchmenge pro Kuh oder der Güstzeite.

Wie bekommen Sie die Dokumentation in den Griff ?
Die Dokumentation ist der wichtigste Punkt, aber zugleich auch die größte Schwachstelle in der Bestandsbetreuung. Wichtig ist, daß sie konsequent und regelmäßig durchgeführt wird. Sie können eine Reihe von Hilfsmitteln verwenden, die Ihnen und Ihrem Klienten die Dokumentation erleichtern. Dazu gehören das Betriebstagebuch, die Fruchtbarkeits- und Krankenkarte und PC basierte Herdenprogramme.